Presse

Allg. Anzeiger März 1998

 

Interview mit Klaus Dietrich, Sparte Weinberg im Verein Freunde der Citadelle Petersberg in Erfurt e. V.

Für den ersten Erfurter Wein ist noch jede Menge Sonne nötig

Heute nachmittag wird der kleinste Weinberg Deutschlands am Erfurter Petersberg von der Stadt an die "Freunde der Citadelle Petersberg zu Erfurt e.V." übergeben.


Wie wir von Klaus Dietrich, einem Mitglied des Vereins erfuhren, wird dann auch gleich der Rebenschnitt durchgeführt. "Solch ein Rebschnitt ist nicht mit einem normalen Obstschnitt zu vergleichen", erklärt der Mann. Überhaupt sei der Weinbau etwas ganz Besonderes. Er muß es ja wissen. Schließlich stammt Klaus Dietrich aus Rheinhessen, und seine Vorfahren befaßten sich bereits mit dem Anbau der Trauben, die den köstlichen Saft spenden.

Der Verein kümmert sich nicht nur um die Anlage, sondern möchte in diesem Jahr auch die Früchte seiner Arbeit ernten - und den ersten Petersberg-Wein ernten. Die Lage ist nahezu ideal, am Südhang des Berges. Nun muß nur noch die Sonne ein Einsehen haben und kräftig und lange scheinen. "Je mehr die Sonne scheint, desto größer und süßer werden die Trauben", erklärt Klaus Dietrich.

Trotzdem ist nicht übermäßig viel zu erwarten. Doch einen Versuch ist es wert. Wenn alles ideal wächst und die Erfurter Weinanbauer noch dazu ein wenig Glück haben, dann werden die Trauben wohl etwa 100 Flaschen ergeben, Die allerdings sollen nicht verkauft werden. Sondern für ganz besondere Anlässe da sein.

Doch soweit ist es noch lange nicht. Erst einmal muß alles gelingen, bis dann, wahrscheinlich im Oktober, geerntet werden kann. Der Weinberg auf dem Petersberg, der im Mai 1991 hier angelegt wurde, stellt nur eine von vielen Aktivitäten des Vereins dar. Vor allem wollen die Mitglieder des Vereins dazu beitragen, daß der geschichtsträchtige Petersberg ein wenig aus seinem verborgenen Dasein heraustritt und wieder mehr Aufmerksamkeit erhält als viele Jahre zuvor. Immerhin haben hier einst mehr als 100 Reichstage stattgefunden. Das Aschenputtel-Dasein hat der Petersberg also wirklich auf gar keinen Fall verdient.

(Allgemeiner Anzeiger Erfurt vom 04.03.1998)