Erfurter Sorten

1794-1804 Johann Volkmar Sickler: Der Teutsche Obstgärtner: oder gemeinnütziges Magazin d. Obstbaues in Teutschlands sämmtl. Kreisen / hrsg. von J. V. Sickler. - Weimar : Industrie-Comptoir,
Der Autor Sickler stammt aus Günthersleben bei Gotha, er beschreibt und empfiehlt unter anderen Obst auch 10 Rebensorten:
Blaue Cibebe, Blauer Muskateller, Dickblaue, Färberrebe, Frühblaue, Graue Cibebe,
Großer Traminer, Kilianer (auch frühe Leipziger genannt), Weißer Muskateller, Weißer Gutedel
Im Text schreibt Herr Sickler das diese Sorten im "Sebachischen Garten in Großfahnern genommen" sind.

1795 Braun, Johann Ludwig: Von dem Weinbaue und dessen Verbesserung:
für Liebhaber, welche alte Weinberge ausbessern, oder neue anlegen wollen/
von Johann Ludwig Braun Bauersmann in Tiefthal im Erfurtischen. Hier seine Sortenempfehlung:
Traminer, Weißfränkisch, Dickblau, Schleenblau, Elbling, Silvaner, Gutedel, Muskateller,
Heinisch, Fleischtraube, Riesling, Ruländer, Elbling, Blauer Hängling.


Christian Reichart Autor "Gemischte Schriften" Erfurt 1762
In diesem Buch erwähnt der Autor vier Rebensorten, die damals von Ihm empfohlen wurden um "gesunden Wein"
herstellen zu können. Es sind Gutedel, Muskateller, Petersilien und Kilianer. Kilianer (auch frühe Leipziger genannt) hier ist die alte historische Rebensorte gemeint. Link zu "Gemischten Schriften". 

 

Ab 1877/78 wird der Handel von Weinreben in Erfurt untersagt, da von hier die Reblaus verbreitet wurde.
Es ist heute aber bekannt, das von Gärtnereien aus Erfurt, sogenannte Direktträger- Reben (Amerikaner-Reben) weiter verkauft wurden. Diese Sorten sind in der Regel pilzwiderstandsfähig und durch ihre Eltern resistent gegen die in Europa aufgetretene Reblaus. Züchter und Gärtnerei sind unbekannt.
Tatsache ist dass 1883 eine Sorte "Kiliansrebe" durch den Polizeidiener Herr Kilian nach Dudenhofen in der Pfalz gebracht wurde. In Dudenhofen wird die Rebe heute noch erfolgreich durch eine Arbeitsgemeinschaft "Kilianer" angebaut. Der Name der Rebe "Kilianer" ist ein Synonym für eine unbekannte Sorte aus Erfurt. Weiteres zur Kiliansrebe Link.

Artikel in Wikipedia LINK.

 In neudietendorfweinNeudietendorf ist eine weitere Direktträger- Rebe bekannt, die aus der dieser Zeit stammt. Die Erfurter Weinzunft unterstützt den Hausbesitzer bei der Pflege.
Bild: Rebe in Neudietendorf

 

Als nächstes Beispiel ist hier die Anpflanzung in Zella-Mehlis zu nennen Zitat: in Südthüringen.de/Meinigen;

"Dass dieses Hobby selbst in rauen Lagen des Thüringer Waldes glückt, bewies ein Winzer aus Zella-Mehlis, der den Soiree-Gästen im Anschluss an die beiden Vorträge einen Tropfen seines Hausweinstockes kredenzte. Ebenso bemerkenswert wie der Ort des Anbaus ist auch die Geschichte seines Rebstockes, der mit seiner 25 Meter langen Hauptranke längst auf die Fassade des Nachbarhauses übergegriffen hat. In den 80er Jahren des 19. Jahrhunderts hatten ihn italienische Tunnelbauer als Gastgeschenk an den Großvater des heutigen Besitzers übergeben, in dessen Haus sie während des Baus des Brandleittunnels logierten. Trägt der Stock gut, sind Ernten bis zu 90 Kilogramm möglich, die nicht nur als Rotwein, sondern auch als Traubensaft, Weintraubenmarmelade und Korinthen den Gaumen der ganzen Familie erfreuen."

 

Dieses Beispiel zeigt die lange Lebensdauer und Robustheit der Direktträger-Reben, hier aus Italien kommend.