Aktivitäten

Fahrt nach Jena 2019

 

Mitglieder der Erfurter Weinzunft e. V. auf Weinexkursion in Thüringen am 31.08.2019

In Thüringen tut sich in Sachen Weinbau erfreuliches. Im Mittelalter war Thüringen großflächig aufgerebt. Der 30 jährige Krieg und die Reblaus haben den Weinbau zum erliegen gebracht. Nur vereinzelt in den Flusstälern wurde noch Weinbau betrieben. Die neuen Entwicklungen haben die Mitglieder veranlasst am 31.08.2019 insgesamt vier Weinbaubetriebe in Thüringen zu besuchen.

Die erste Station war Seitenroda am Fuße der Leuchtenburg. 
Besucht wurde das Bio-Weingut von Caterina Leichsering; es ist das erste im Weinanbaugebiet Saale - Unstrut. Gepflanzt wurden pilzwiderstandsfähige Reben. Die Rotweinsorte Cabernet Cortis steht im 2. Pflanzjahr. Im Frühjahr kommt die Sorte Souvignier Gris dazu. Durch diese Rebsorten muss kein chemischer Pflanzenschutz ausgebracht werden. Interessant war für die Mitglieder der Weinzunft auch die in der Neuanlage installierte Tröpfchenbewässerung, die infolge des Klimawandels immer mehr an Bedeutung gewinnen wird. 

Die Winzerin Leichsering ist auch als Vorstand des Förderkreises Leuchtenburg. Sie ist Weinbergverantwortliche des 1992 entstanden Weinberges unterhalb der Leuchtenburg. Angebaut wird dort hauptsächlich ein Gutedel und ein Portugieser. Die Weine konnten neben einem kleinen Imbiss in der wunderschönen Weinbergklause verkostet werden.

Die weitere Exkursion führte nach Jena auf den Käuzchenberg. 1926 bis 1928 wurde der Jenaer Käuzchenberg als Zwätzener Weinberg für die Landwirtschaftliche Fakultät der FSU angelegt. Bis 1953 stand der Weinberg als Lehr- und Versuchsgut der Universität im Ertrag und lieferte durchschnittlich 12 Tonnen Trauben. Durch Umstrukturierung in ein VEB mit Schwerpunkt Tierzucht nahm das Interesse ab, bis der Weinbau 1963 ganz zum erliegen kam. 1978 wurden einzelne Flächen privat wieder aufgerebt. 1980 gründeten Enthusiasten die Sparte Weinberg-Zwätzen. Bis 1984 wurde der Berg mit 5000 Rebstöcken in Stand gesetzt. Der heutige „Weinberg- Zwätzen e. V. “ ist aus der ehemaligen Sparte des Kleingartenvereines hervorgegangen. Auch hier konnten die vortrefflich mundenden Weine der Sorte Müller - Thurgau und Weißburgunder verkostet werden.

Nach einer Mittagspause im Ratskeller in Dornburg mit einem Blick auf die Schlösser führte die Weinfahrt weiter in das Weingut Proppe nach Löberschütz. Wolfram Proppe, gebürtig in Jena, lernte Winzer und absolvierte ein Technikerstudium für Weinbau, Oenologie und Brennereitechnologie in Weinsberg. Das Weingut wurde 2007 im Nebenerwerb gegründet. Ab 2014 wird es im Haupterwerb mit viel Leidenschaft als Winzer und Oenologe betrieben. Neben einer profunden Wissensvermittlung zum Wein, konnten auch wieder hervorragende Weine verkostet werden. Der Leitspruch des Winzers Proppe lautet: “ Unsere Weine haben eine eigene Handschrift und sollen die Region und die Personen reflektieren.“Das Weingut Proppe hat eine Fläche von 5 ha in der Bewirtschaftung. Die Trauben reifen an den Hängen des sonnigen Gleistals bei Jena, eines der artenreichsten Orchideengebiete Mitteleuropas. Steile geschützte Südhänge mit Kalkschutt und Muschelkalkverwitterung bilden die Grundlage des Bodens auf dem die Reben stehen. Die Schichtwässer der Gesteine geben dem Wein das notwendige Nass, so dass sie bestens gedeihen können.

Roland Lotz